Miriam Pharo
Observer-Gastautorin Miriam Pharo liest in Raum 112 aus ihren Hanseapolis-Romanen. Die Routine ist der disziplinierten Selbstvermarkterin anzumerken: die Passagen sind vorbereitet und vielfach vorgetragen, sie stockt nicht, trägt gelassen vor, klar artikulierend. Erinnerungen an Chiba City werden wach, Krimi- und Thrillerelemente schaffen eine kühle, leicht bedrohliche Atmosphäre, und dennoch hören wir keine Hard SF, eher Hard Boiled SF, technisch verbrämte Action, die dort, wo die Artefakte sich zu sehr in den Vordergrund schieben, ganz kurz an die selige Raumpatrouille erinnert, schon der komplizierten Bezeichnungen wegen.
Das folgende Gespräch mit den Zuhörern bewegt sich ganz schnell weg vom Gehörten und hin zum dritten Band, der gerade im Entstehen ist. Klassikliebhaberin Pharo hat sich Chopins 24 Präludien vorgenommen, um dem Roman ein Gerüst zu verpassen und darum dreht sich die ganze Diskussion in der Folge, gern auch redundant. Kann das denn gutgehen? Wie soll man sich das vorstellen? Sicher einer der interessanteren Programmpunkte.
Ju Honisch
Jenseits des Karussells: Ju Honisch beim Vorlesen zuzuhören und zu -sehen ist schon echtes Vergnügen. Sie hat den Ehrgeiz, nicht nur jede ihrer zahlreichen und wirklich detailliert modellierten Figuren mit eigener Stimme zu versehen, sondern auch die Atmosphäre einer Situation stimmlich auszumalen. Das ist ausbaufähig, weil ambitioniert: wo sonst ein Ensemble nötig wäre, agiert Honisch alleine. Nicht jeder Wechsel sitzt, aber schon der Versuch ist ehrenvoll. Und sie hebt sich so wohltuend von Kollegen ab, die mit gesenktem Kopf ihren Text herunternuscheln.
Interessant auch ihre Antworten nach dem Vortrag. Da erfährt man, wie sie ihren Erstling erst auf Englisch schrieb, um ihn auf dem angloamerikanischen Markt unterzubringen, doch das sei zum Scheitern verurteilt, selbst wenn man mit Tanya Huff eine bekannte Fürsprecherin aufzuweisen habe – ein Türöffner ist das vielleicht, doch die Garantie, daß ein Manuskript auch gelesen wird, ist damit nicht verbunden.
Thorsten Küper & Uwe Post
Der redegewandte und akzentuiert vortragende Thorsten Küper ist ein echtes Vorlesetalent. Neben ihm fällt der mit deutlich weniger Resonanzkörper ausgestattete Uwe Post etwas ab, zumal, da Küper in dem satirischen Wechselspiel mit dem Titel „Epsilon Eridani Camp“ den besseren Text hat. Die Idee, eine SF-Parodie auf das allseits bekannte „Dschungelcamp“ vorzutragen, mündet in einen launigen Vortrag, dem auch die zickige Hintergrundpräsentation nichts anhaben kann. Dabei sind Posts skurrile Figuren eigentlich die interessanteren, doch Küper verleiht seinen mehr Charakter.
Das Cyberpunk-Etikett an diesem Vortrag ist sicher fehl am Platz, das Wechselspiel könnte rasanter ausfallen, möglicherweise sollten die beiden Autoren wirklich verteilte Rollen sprechen anstatt sich die Szenen aufzuteilen, denn der streckenweise etwas flache Humor, der irgendwie an alte Klamaukserien aus dem SFC Thunderbolt erinnert, muß sich der technischen Qualität des Vortrags geschlagen geben.
Manfred Müller