So war ich am Sonntag gegen Mittag mit meiner Tochter mal in der Halle. An den verschiedenen Tischen verteilten sich zu diesem Zeitpunkt etwa 30 Spieler, es hingen irgendwo noch zwei phantasievolle Rüstungen rum, sodaß meine Tochter auch was zum Schauen und ihren Spaß hatte.
Ein Spielleiter erlärte uns in Grundzügen, was ein Rollenspiel denn so überhaupt sei und lud uns ein, bei dem in Kürze startenden Spiel mal ne Weile zuzuschauen. Aktiv wurde Marie dann am dem Stand von „Merlinas zauberhaften Miniaturen“, einem Shop für kleine Gipsminiaturen, die die Betreiberin mit viel Zeitaufwand bemalte. Marie bekam Pinsel und Farbe und durfte ein paar Miniaturen selbst bepinseln.
Mit einem Schwung Werbeflyern und einem halben Dutzend bemalten Miniaturen zogen wir später wieder von dannen. Um festgestellt zu haben: Rollenspiel ist so gar nicht meine Welt …
Martin Kempf
Ich war und bin immer noch begeisterter Pen & Paper Rollenspieler, aber auch ich konnte mich nie für Miniaturen und dem Spiel damit erwärmen. Was ich zum Rollenspiel benötige, ist das Regelwerk, am Besten ein sehr kurzes, Würfel, Stift und Zettel. Dazu ein paar Nette Mitspieler und ab geht die Post. Mein Phantasie reicht mir und bei den Miniaturen ist man zu sehr an ein System gebunden.
Ihr habt also gar nicht gespielt? Ich spiele btw auch Pen&Paper aber eher weniger mit Miniaturen.
Ich denke, unser Herausgeber hat nicht gespielt. Würde mich jedenfalls überraschen …
Ad hoc befragt sagte er folgendes:
„Wenn da ein Tisch mit ,Zug um Zug‘-Fans gewesen wäre, bei denen man ein paar Partien hätte mitspielen können, wär’ ich wahrscheinlich nicht mehr bei Tageslicht aus der Halle gekommen …“
Das was da mit Miniaturen gespielt wird ist Tabletop, kein Rollenspiel.
Die Rollenspieler sind die mit Stift und Zettel (in der Regel ohne Miniaturen).
Die Leute mit den vielen Modellen spielen Tabletop, Wargames, Cosims, Miniature Games – wie auch immer man es nennen mag, aber mit Sicherheit kein Rollenspiel. Gespielt wurden an Tabletops unter anderem Battlefield Evolution Modern Warfare, Starship Troopers, Warmachine/Hordes, Urban War, Wings of War um nur mal ein paar zu nennen.
Und Tabletop hat im Normalfall mit Rollenspiel ungefähr soviel zu tun wie “Fangen spielen” mit “Mensch ärgere dich nicht” (ja, das Spielprinzip ist ähnlich und es gibt durchaus Spiele die beides vermischen, aber vergleichen kann man das nicht wirklich, vor allem wenn man beides in Reinform betrachtet).
Rollenspiel gibt es übrigens nicht nur ohne Modelle, einige Rollenspiele benötigen nicht mal Würfel (die meisten Rollenspiele – wenn man nicht gerade Regelsysteme wie D&D oder Savage Worlds erwischt – benötigen zumindest nicht zehn unterschiedliche Würfel, sondern kommen mit dem normalen sechsseitigen Spielewürfel aus).
Es kommt also stark darauf an welches Rollenspiel man sich anschaut – die benötigten Ressourcen schwanken da von “Gehirn reicht” bis “drölfunddrölfzig unterschiedliche Würfel und Tonnen von Spielmarkern”.
Zum Einstieg (besonders für die etwas Jüngeren) empfehlen sich einfache Spiele wie “Ratten!”
http://www.projekt-kopfkino.de/?page_id=22 – da umfasst der “Regelteil” auch nur knapp 5 Seiten, außerdem kann man das hier: http://www.projekt-kopfkino.de/?page_id=19 kostenlos runterladen. Und so eine Ratte kann nach kurzem einlesen in das Setting wirklich jedes Kind spielen (meist sogar weit besser als der typische “erfahrene Rollenspieler”). Prinzipiell braucht man nichtmal Würfel, Kinder brauchen beim “impovisierten Rollenspiel” (und sei es nur Barbie) in ihrer Freizeit auch keine.
LG =)